Controlling in Unternehmen

Vom Zahlenknecht zum Herrn der Steuerungsprozesse
Controlling in Unternehmen
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Bei der Frage, was Controlling ist, bestehen viele Missverständnisse und Vorurteile. Zudem hat sich das Bild des Controllers im Laufe der Jahre verändert und es wird sich noch weiter sehr verändern. Ich versuche ein wenig Licht in die Materie zu bringen. Hier im Bereich Controlling in Unternehmen.

Was Controlling nicht ist

Controlling ist nicht gleich Kontrolle, Kritik und Sanktionen. Ein Controller ist kein "Feind der Belegschaft" und auch kein "Spürhund des Chefs." Controlling bedeutet auch nicht Personalabbau oder Lohneinsparungen. 

Und Controlling hat auch keinen ausschließlichen Vergangenheitsbezug und dient auch nicht ausschließlich zur Dokumentation. Und ein Controller ist kein reiner Zahlenlieferant. Und Controller sind auch nicht zwangsläufig sehr penible bis pedantische Menschen. Auch keine Nerds.

Das war früher wahrscheinlich auch nicht anders. Allerdings änderten sich die Funktionen des Controllers und die Anforderungen an seine Denkweise im Laufe der Jahrzehnte. 

So war eine funktions- und systemübergreifende Sichtweise nur wenig ausgeprägt. Quasi  Handlangertätigkeiten standen im Vordergrund, weniger der Servicegedanke für die Unternehmens-führung - im besten Falle auf einer Augenhöhe. 

Früher war der Controller meistens in einer Linienfunktion organisiert, d.h. dem Leiter des Rechnungswesens als seinem Vorgesetzten Antworten schuldig und nicht dem Geschäftsführer bzw. Vorstand als Erstem. 

Gerade negative Ergebnisse konnten so gefiltert werden, was für das Unternehmen  einen Schaden bewirken konnte. Von einer "offenen Kommunikation auf Augenhöhe" konnte vielfach keine Rede sein.

Was Controlling ist

Controlling bedeutet, korrekt übersetzt, "Steuerung von betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen." Es dient als Argumentation und Entscheidungs-findung von Verbesserungen im Unternehmen und in Bezug auf die Positionierung im Markt, hat also vorwiegend einen Zukunftscharakter. 

Aufgrund der betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge haben Controller eine funktionsübergreifende Denke und dienen der Bereichs- und Unterneh-mensleitung als Helfer und Ratgeber bei Entscheidungen. Deshalb sind sie heute meist seltener in einer Linienorganision als in einer Stabsfunktion tätig, also direkt der Bereichs- und Unternehmensleitung gegenüber informationspflichtig. 

Controller sind - nach meinem Selbstverständnis - sowohl analytisch als auch synthetisch denkende Menschen, die ein ausgeprägtes Servicedenken den Entscheidungsträgern gegenüber haben, bzw. haben sollten.

Im Gegensatz zur Vergangenheit sehen sich Controller heute als Sparringspartner des Unternehmers, wenn es um die Analyse betriebswirtschaftlicher Zusammen-hänge geht und wenn Zukunftsentschei-dungen getroffen werden müssen. Dabei spielt die offene Kommunikation eine bedeutende Rolle.

In der Zukunft wird sich der Controller verändern hin zu einem "Herrn der betriebswirtschaftlichen Steuerungsprozesse", aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung und sich ändernden Marktbedingungen.

Controlling im aktuellen wirtschaftlichen Kontext

Aktuelle weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen sind die Digitalisierung,  die Dekarbonisierung und nicht zuletzt die Diversifizierung von Lieferketten auch aus humanitären Gesichtspunkten, wofür ich eintrete.

Die Digitalisierung bewirkt, dass sich die Reaktionsgeschwindigkeit des Unternehmens im Markt beschleunigt durch die Automation und Vernetzung der Steuerungsprozesse.

Die Dekarbonisierung auf Basis der vereinbarten Klimaziele hin zu einer CO2-Neutralität bedeutet nicht weniger, als unsere Wirtschaft einem Transformationsprozess zu unterziehen, von dem nicht nur der Energiesektor betroffen ist, sondern z. B. auch unser Arbeitsleben.

Die Diversifizierung von Lieferketten beinhaltet, dass bei allen Bezügen aus dem Ausland sowohl die Versorgungssicherheit als auch die humanitären Aspekte eine größere Rolle spielen sollten als bisher. 

Die Einhaltung von friedlichen, ökologischen, demokratischen und sozialen Standards muss die Voraussetzung werden, mit einem Land wirtschaftliche Beziehungen auf der Importseite zu unterhalten, nach meinem Dafürhalten. 

Es gibt noch weitere Veränderungen in unserer Gesellschaft, die eine Rolle spielen. Aber wir werden gemeinsam die Herausforderungen bewältigen, wenn jeder Einzelne von uns seinen Beitrag leistet, und zwar nicht nur auf der Produktionsseite, sondern auch im Verhalten als Verbraucher.
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